DAS MÄDCHEN WOLLTE
IHRE INFRAROTFARBE
Roman




Hüseyin A. Şimşek


Übersetzung: Jbid Hacobian

296 Seiten, broschiert
2018
Auflage: 400 Stück, € 15
ISBN 3-901735-31-3




Roman eines Aufschreis: „Hände weg von meinem Lebensstil!”

In diesem Roman von Hüseyin A. Şimşek finden sich erste Anzeichen einer Politisierung von Religion, mit dem Ziel, in allen Lebensbereichen der Gesellschaft herrschen zu können. Natürlich ist es eine literarische Arbeit - mit allen Gestaltungsfreiheiten: Fluchtversuch von Nurdem, 13jährige Tochter aus traditionell patriarchaler Familie in Istanbul, weiters aus der Diktatur in den Heimen, nicht nur durch Religion; die Ereignisse in einem Mädcheninternat in den Anfangsjahren dieser besagten gesellschaftlichen Entwicklung, die damals vor 30 Jahren nicht beachtet wurden, werden in den Lebensgeschichten einiger Schülerinnen des Internats thematisiert.
Durch eben dieses „Nicht-Beachten”, das Ignorieren all dieser Warnzeichen als „unbedeutende Einzelheiten”, wurde es möglich, eine Glaubensrichtung als politisches Machtinstrument in alle Teile des Gesellschaftslebens und in das Individuum einfließen zu lassen. Sie finden in diesem Roman die ehemaligen „Chefs” oder die „großen Schwestern” einer einschlägigen „Gemeinschaft”, aber auch die Romanheldin Nurdem (Die erste Silbe des Namens, „Nur” bedeutet: das Licht, die Helligkeit, die Wärme - ihr Infrarot, das sie ausstrahlen möchte), die ihrem autoritären Vater entkommen wollte und hoffte, ihr Seelenheil in einem Internat für medizinische Berufe zu finden, wo sie jedoch plötzlich einem noch schlimmeren behördlichen und gesellschaftlichen Autoritätssystem ausgeliefert war, einer noch größeren „Familie” mit mehreren „Vätern” und „Schwestern”!
Als die von der Religion diktierte Lebensweise als politischer Machtfaktor an die Staatsspitze der Türkei getragen wurde, erreichten die Machthaber jenen Punkt, an dem dieser Zustand von der breiten Masse nicht akzeptiert wurde. Mehrere Protestaktionen, wie „Taksim Gezi” in Istanbul, kolportierten auch die Aussage der Massen: „Hände weg von meinem Lebensstil”! Ob dieser Aufschrei irgendwas bewirken könnte? Genau die Antwort auf diese Frage findet sich in den Ereignissen, die vor 30 Jahren in einem Mädchen-Internat stattfanden. Das ist die Geschichte jenes Aufschreis, der in der Türkei der 90-er Jahre hinter den hohen Mauern eines Internats erschallte.